Entspannter Alltag mit Kind und Karriere – was wir anders machen, als andere Eltern
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Viele Mamas sind im Dauerstress, zerreißen sich fast im Spagat zwischen Beruf und Familie. Ich arbeite seit Jahren relativ viel – so zwischen 30 und 40 Stunden je Woche, erst mit einem Kind, inzwischen mit zwei. Und habe dabei einen relativ entspannten Alltag mit Kind und Karriere. Woran liegt das? Was mache ich anders, als andere Working Moms?
Um der Kritik gleich vorzugreifen: bei uns ist keineswegs alles rosarot und tiefenentspannt. Wir haben auch Stress; Tage, an denen nichts läuft; frustrierte Phasen, in denen alles einfach zu viel ist. Aber das ist die Ausnahme. Die Regel ist zum Glück ein relativ entspannter Alltag. So entspannt, wie das Leben als berufstätige Eltern mit zwei kleinen Kindern eben sein kann.
Und ja, auch ich wünsche mir andere Rahmenbedingungen. Mehr Support von Arbeitgebern, Politik und Gesellschaft. Aber auch wenn das Umfeld nicht perfekt ist, bin ich überzeugt, dass wir vieles selbst in der Hand haben. Hier findet ihr die wichtigsten Hebel, die sich bei uns für einen entspannten Alltag mit Kind und Karriere bewährt haben.
Echte Gleichberechtigung
Wir haben die Elternzeit gleichmäßig aufgeteilt, haben beide unsere Arbeitszeit in ähnlichem Umfang reduziert. Damit war von Anfang an klar, dass wir in gleichem Maße zuständig sind. Heute akzeptieren die Kinder meinen Partner als vollwertige Bezugsperson, es gibt nichts, bei dem er mich nicht vollständig ersetzen könnte.
Es ist nicht immer leicht, loszulassen: ich muss schon manchmal schlucken, wenn ich sehe, wie gut alles auch ohne mich läuft. Andererseits gibt mir das die Freiheit, nicht nur Mama zu sein, sondern auch weiterhin erfolgreich Karriere zu machen – ganz ohne schlechtes Gewissen. Und das ist es mir wert.
Zum Glück spricht bei uns auch nichts Finanzielles gegen eine faire Aufteilung, wir verdienen ziemlich ähnlich. Aber selbst wenn das nicht so wäre: die Vorteile echter Gleichberechtigung wären mir Einbußen im Familieneinkommen wert. Ich würde lieber auf Urlaub oder Auto verzichten, als auf den Luxus der geteilten Verantwortung.
Faire Aufteilung von Haushalt, Kinderbetreuung und Mental Load
Die Kinderbetreuung haben wir ziemlich gleichberechtigt geregelt, mein Partner holt 2x die Woche ab, ich 3x. Dafür sorgt er morgens dafür, dass die Kinder pünktlich fertig sind, denn da komme ich nur schwer in Schwung. Und ich setze sie unterwegs dann in der Kita ab.
Im Haushalt macht er tatsächlich mehr als ich, sorgt abends dafür, dass die Küche aufgeräumt ist, kümmert sich um Müll, den Einkauf und räumt auch regelmäßig den Rest der Wohnung auf. Ich mache die Wäsche und sorge für eine Grundordnung, den Rest macht unsere Haushaltshilfe.
Dafür übernehme ich mehr Planung und Organisationsaufgaben, den typischen Mental Load. Aber ehrlich gesagt: das kann ich wirklich besser. Trotzdem hat er da einige Aufgabenblöcke übernommen: neben den typischen Männeraufgaben rund um Fuhrpark und Reparaturen kümmert er sich um die Finanzen, die Urlaubsplanung und unsere Haushaltshilfe.
Ist das fair? Naja. Fairer als bei den meisten, trotzdem schimpfe ich oft genug über irgendwelche Ungerechtigkeiten. Aber ehrlich gesagt: das ist jammern auf sehr hohem Niveau. Und wenn ich etwas als unfair empfinde äußere ich das und wir finden meistens einen Weg das zu lösen.
Überzeugung, dass wir das Richtige tun
Wir stehen beide voll hinter unserem Modell, sind ehrlich überzeugt, dass es für uns alle genau richtig so ist. Den Kindern geht’s in ihrer Kita besser, als wenn sie mit einer genervten Mutter zuhause wären, das hat die Kitaschließung in der Corona-Zeit eindrucksvoll bestätigt. Und wir lieben beide unseren Job, könnten uns ein Leben ohne anspruchsvolle Berufstätigkeit nicht vorstellen.
Dazu kommt, dass wir beide ziemlich unabhängig von der Meinung anderer sind, ja: es bisweilen sogar genießen, die Dinge anders zu machen als der Mainstream. Das macht uns gegenüber Kritik von außen ziemlich immun.
Allerdings kann ich mich auch nicht erinnern, dass schonmal jemand unser Modell wirklich kritisiert hat. Ich glaube, dadurch, dass wir uns da so sicher sind, schrecken wir die meisten Kritiker ab. Und wenn doch mal ein Spruch kommen sollte, geht er links rein, rechts raus, sagt für mich mehr über die Person aus, als über mich – schon deshalb erinnere ich mich kaum daran.
Entspannte Grundeinstellung
Wir sind bei vielem sehr entspannt, hatten zum Glück beide nie den Ehrgeiz irgendwelche Standards zu erfüllen. Die Dinge müssen für uns passen, alles andere ist egal. Unser Haushalt ist – naja. Penibel sauber ist etwas anderes. Solange wir uns wohlfühlen, reicht das. Ein entspannter Alltag mit Kind und Karriere ist uns wichtiger.
Ähnlich auch gegenüber der Kinder: wir versuchen mit möglichst wenig Regeln, Schimpfen und Zwang über die Runden zu kommen. Meist läuft unser Alltag damit ohne Kampf. Und wenn nicht, fehlt es meistens an einer anderen Stelle: dann sind wir unentspannt oder die Kinder haben zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Und hin und wieder mal ein Ausrutscher, ist nur menschlich.
Dazu gehört übrigens auch eine entspannte Haltung gegenüber Besitz und Statussymbolen, die zu unserem finanziellen Spielraum beiträgt: was für ein Auto wir fahren, ist uns relativ egal, solange es funktioniert und groß genug für alle ist. Ein Freund unserer Tochter hat sich neulich über unseren “kleinen” Fernseher mokiert – aber unsere Prioritäten liegen einfach woanders und in dem Fall bin ich darauf echt stolz.
Absolutes Vertrauen in unsere Kinderbetreuung
Ich hatte bei der Kita-Eingewöhnung wirklich keine Zweifel, wahr ehrlich überzeugt, dass es den Kindern dort besser geht als mit mir zuhause. So konnte ich beiden gegenüber immer positiv kommunizieren: “Hey, jetzt darfst du endlich in die Kita, den ganzen Tag mit anderen Kindern spielen”, “Ich weiß du schaffst das, du machst das ganz toll.”
Die Eingewöhnung lief zum Glück so behutsam ab, dass ich dabei bleiben konnte, bis meine Kinder Vertrauen zu den Erziehern gefasst hatten. Erst dann kam die erste Trennung, und ich konnte den Raum mit der Sicherheit verlassen, dass das Kind vielleicht traurig ist, weil die Mama geht, aber rundum gut aufgehoben ist und sich wohlfühlt. Und da ich ihm das auch so vermitteln konnte, fiel ihm die Trennung nie wirklich schwer.
Klar – mit unserer tollen Kita haben wir auch riesiges Glück. Andererseits mussten wir ganz schön kämpfen, bis wir den Platz hatten, haben uns, anders als andere, mit einem “nein” nicht abspeisen lassen. Und eigentlich wollen wir uns seit Jahren eine Wohnung kaufen und umziehen. Das haben wir allerdings auf Eis gelegt, bis wir keine Kleinkindbetreuung mehr brauchen, weil wir uns eigentlich nur verschlechtern können – und damit wäre unser Alltag so viel stressiger. Auch hier helfen klare Prioritäten.
Gesunder Egoismus und regelmäßige Auszeiten
Nur wenn es mir gut geht, kann ich so für die Familie da sein, wie ich das möchte. Also ist es wichtig, dass ich erstmal dafür sorge, dass es mir gut geht. Auszeiten nur für mich plane, während denen mein Partner übernimmt. Oder das die Kinder auch mal verstehen müssen, dass die Eltern jetzt eine Pause brauchen und sie sich alleine beschäftigen müssen.
Auszeit heißt für jeden etwas anderes: mein Partner geht gerne mit den Kollegen was trinken, ich gehe eher zum Yoga oder in die Sauna. Da muss jeder für sich wissen, wie er seinen Akku am besten wieder auflädt. Wichtig ist, dass die Auszeiten fair verteilt sind: wenn mein Partner ein Wochenende mit Freunden wandern war, habe ich dafür das nächste Wochenende frei. Und ja: ich fahre auch mal alleine weg.
Da hilft auch gesunder Egoismus: wir sind beide sehr empfindlich, wenn uns etwas unfair vorkommt. Einer mehr Freizeit hat als der andere, einer mehr im Haushalt macht. Auch wenn das immer mal wieder zu Streit führt, ist das gut so: durch diese Diskussionen kommen wir automatisch zu einer gerechteren Verteilung.
Realistische Erwartungshaltung
Ist deshalb alles tiefenentspannt bei uns? Nein, natürlich nicht. Auch wir haben Zeiten, in denen uns alles um die Ohren fliegt und die Nerven blank liegen. Der wichtige Unterschied: diese Situationen sind bei uns die Ausnahme, normalerweise läuft unser Alltag relativ entspannt ab. Wir sind also dauerhaft bei einem Stresslevel von vielleicht 50%, im Vergleich zu jemandem, der im Alltag schon bei 80-90% liegt, stecken wir solche Extreme deshalb leichter weg.
Aber auch die Erwartungshaltung macht viel aus: uns ist klar, dass die Lebensphase mit Kleinkindern vermutlich die anstrengendste ist. Das sind ein paar Jahre, in denen anderes eben auch mal zurückstecken muss. Damit zu hadern hilft nicht weiter, wir akzeptieren das einfach so. Klar war unser Leben vor den Kindern einfacher, aber wir wollten es so. Alles hat seine Zeit.
Und wir setzen unsere Prioritäten entsprechend: manches passt eben gerade nicht und muss erstmal warten. Der neue Job, der nächste Karriereschritt: würde zu Mehrbelastung führen, das muss jetzt einfach warten. Eine renovierungsbedürftige Wohnung kaufen? Vielleicht bleiben wir doch erstmal in Miete. Unsere Entscheidung. Für einen möglichst entspannten Alltag mit Kind und Karriere.
Wie geht es dir mit der Vereinbarkeit? Habt ihr einen Weg gefunden, einen entspannten Alltag mit Kind und Karriere zu gestalten? Was sind deine besten Tipps? Teile sie doch in den Kommentaren.
Oder kämpfst du an verschiedenen Stellen? Mach dir bewusst, was dich am meisten stresst und versuche Lösungen zu finden. Mehr Tipps zu besserer Vereinbarkeit findest du hier.
Du schaffst das.
Alles Liebe,
Jessica
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