Was ich beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit falsch gemacht habe


Bei meiner Großen lief der Wiedereinstieg nach der Elternzeit geradezu perfekt: schon als ich die Schwangerschaft kommuniziert habe, habe ich einen Plan mitgeliefert. Ich habe meine Abwesenheit möglichst gehalten, aufgezeigt wie eine Vertretung aus dem Team möglich ist. Das Ganze habe ich überzeugend kommuniziert, immer wieder erklärt. Ich habe Verantwortung dafür übernommen, dass es auch in meiner Abwesenheit läuft, alles gut vorbereitet.

Während der Elternzeit habe ich Kontakt gehalten und immer wieder bestätigt, dass der Plan steht. Und ihn dann genau so durchgezogen und damit Vertrauen aufgebaut. Und es hat so gut funktioniert, dass ich kurz nach meiner Rückkehr aus der Elternzeit befördert wurde. Als junge Mama in Teilzeit – wenn auch mit 80%.  Ich dachte ich habe es raus, fühlte mich unbesiegbar.

Zwei Jahre später, die zweite Schwangerschaft. Ideale Voraussetzungen, sollte man meinen. Und doch war alles anders. Es lief nicht mehr so rund: eine schwierige Marktsituation, daraus resultierende operative Schwierigkeiten, in meinem Verantwortungsbereich. Ein neuer Chef, mit dem ich nie so ganz warm wurde, und der nicht viel von Teilzeit hielt. Dazu lagen größere Reorganisationen in der Luft. Wenn ich geblieben wäre, hätte ich das vielleicht überlebt. Aber ich war nun mal schwanger.

Wie ich den Wiedereinstieg nach der Elternzeit geplant hatte

Im Prinzip versuchte ich es, wie bei der ersten Schwangerschaft: ich hatte einen Plan, den ich überzeugend verkaufen wollte. Allerdings hatte der Plan eine große Schwäche: anders als beim ersten Kind, würde mein Partner nicht mehr voll aussetzen, sondern lediglich seine Arbeitszeit reduzieren. Ich würde deshalb zwar wieder nach nur 4 Monaten Elternzeit zurückkehren, allerdings nur mit 60%.

Allerdings war bei mir zu dem Zeitpunkt ziemlich die Luft raus. Die schwierige Situation der letzten Monate, zusammen mit einem unschönen Kommunikationsstil, hatten mich ausgelaugt. So wirklich überzeugt und bereit alles reinzustecken, war ich nicht mehr. Deshalb hatte ich einen Plan B: ich würde als Alternative anbieten, dass ich ein ganzes Jahr aussetze, so dass es sich lohnt einen Vertreter zu suchen. Bei einer Kollegin auf gleicher Führungsebene hatte das im letzten Jahr sehr gut funktioniert, weshalb also nicht auch bei mir?

Wie es tatsächlich kam

Mein neuer Chef schob sowieso schon alles, was schief ging, auf meine Teilzeit. Eine weitere Reduzierung der Stunden kam für ihn deshalb überhaupt nicht in Frage, meine Teilzeit-Option war schnell vom Tisch. Außerdem würde er einen Nachfolger, nicht einen Vertreter, suchen. Wie es für mich weitergehen würde, würden wir ja dann sehen. Totaler Schock, damit hatte ich nicht gerechnet.

Dazu kamen dann noch ein paar weitere unschöne Vorfälle, als ich ging, hatte ich die Schnauze gestrichen voll, dachte sogar an Kündigung. Als mein Kleiner ein paar Monate alt war, gab es dann eine Restrukturierung und damit einen neuen Vorgesetzten für mich. Ich nahm mir vor, Kontakt aufzunehmen und mich vorzustellen – hatte aber eigentlich gar keine Lust dazu. Als sich abzeichnete, dass es größere Einsparungen geben würde, war das eine willkommene Ausrede,  mich erstmal ruhig zu verhalten.

Es gab dann noch ein paar Änderungen und Neubesetzungen – auch von Stellen, die gut für mich gepasst hätten. Hätte ich die bekommen, wenn ich den Kontakt aufgebaut hätte? Ich weiß es nicht. Als wir einige Monate vor Arbeitsbeginn die Gespräche starteten, wurde mir jedenfalls ein Projekt angeboten, bei dem das Scheitern schon absehbar war. Und als sich wegen der Corona-Krise mein Wiedereinstieg verzögerte, wurde auch dieses Angebot zurückgezogen und durch ein Abfindungsangebot ersetzt.

Was habe ich falsch gemacht?

Klar, da war eine Menge Pech im Spiel. Aber es gibt ein paar entscheidende Faktoren, was ich diesmal beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit anders gemacht habe, die sicher zum Ausgang beigetragen haben:

  • Meine Position war nicht mehr so stark; mein Vorgesetzter hat mir weniger vertraut, als ich dachte. Neben persönlichen Faktoren, lag das vor allem an fehlendem Selbstmarketing. Ich hatte mich drauf verlassen, dass gute Arbeit und starke Unterstützung durch das Team ausreichen und schon gesehen werden. Ein klassischer Fehler.
  • Ich konnte kein überzeugendes Angebot machen, wie meine Abwesenheit abgedeckt werden kann. Dass 60% nicht ohne weiteres reichen, war mir eigentlich klar, einen echten Plan wie ich das möglich mache, hatte ich nicht.
  • Ich war nicht überzeugt, dass ich das wirklich will. Und damit auch nicht klar in meiner Kommunikation. Ich habe nicht wirklich für meine 60%-Lösung gekämpft, weil mir mein Plan B eigentlich fast lieber war.
  • Ich habe keinen Kontakt gehalten. Noch schlimmer: ich habe mich nach der Organisationsänderung nicht gleich bei den neuen Entscheidungsträgern in Stellung gebracht. Klar, dass die mich dann auch nicht auf dem Schirm hatten.

Und jetzt?

Tja, und da stehe ich nun. Verhandle über eine Abfindung, werde dann erst mal arbeitslos sein. Meine Chancen, eine vergleichbare Aufgabe aus der Elternzeit heraus und in Teilzeit zu finden, sind mehr als überschaubar. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation noch mehr als sonst.

Und trotzdem bin ich ganz zufrieden. Mein Bauchgefühl war schon länger durchwachsen. Ich wollte nicht wirklich zurück, habe mich nicht mehr wohlgefühlt, keinen Sinn mehr in dem gesehen, was ich getan habe. Hatte viel Stress und immer weniger Spaß an der Aufgabe.

Ich hatte mich dazu durchgerungen, vernünftig zu sein und dem Unternehmen noch eine Chance zu geben, weil ich keine Alternativen sah. Jetzt, da klar ist, dass es nicht weitergeht, bin ich vor allem erleichterti. Auch wenn es ein gewaltiger Karriereknick ist, sehe ich es auch als Möglichkeit, mich neu zu erfinden. Ich bin mir sicher, dass sich neue Chancen auftun, wenn ich nur losgehe. Schaun wir mal, wohin mich dieser Weg führt.


Wie ging es dir mit dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit? Was hast du für Erfahrungen gemacht? Teile sie doch in den Kommentaren, ich würde mich freuen. Nächste Woche folgt eine Zusammenfassung meiner Lessons Learned: 9 Schritte, zum erfolgreichen Einstieg nach der Elternzeit. Folgt mir doch auf Pinterest, um das nicht zu verpassen.

Alles Liebe,

Jessica

Jessica

Ich bin Jessica, Ende 30, Mama von zwei kleinen Kindern und erfolgreiche Führungskraft in Beinahe-Vollzeit. Gemeinsam mit meinem Partner, der auch in reduzierter Vollzeit arbeitet, manage ich nun seit 4 Jahren unser Familienprojekt. Außerdem beschäftigte ich mich seit vielen Jahren mit persönlicher Weiterentwicklung und Selbstmanagement, habe viel dazu gelesen und ausprobiert. Diese Erfahrungen möchte ich hier teilen und euch zu neuen Lösungen inspirieren.

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Eine Antwort

  1. 22. Juli 2020

    […] habe ich einiges falsch gemacht, so dass nun alles wieder dahin ist. Mehr dazu findest du hier. Außerdem habe ich in den letzten Jahren mehrere Wiedereinstiege begleitet, als Chefin und als […]

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